Der Bauantrag ist gestellt
Finanziell großartig von Hans Wall und dem Verein Denkmal an Berlin e.V. unterstützt, stellt die Ev. Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien heute den Antrag für die Wiedererrichtung der Turmspitze der Parochialkirche.
Die Parochialkirche wurde 1945 im Krieg schwer zerstört. Der von einer Brandbombe getroffene hölzerne Turm stürzte brennend ins Kirchenschiff und brannte es nahezu vollständig aus. Nach großen Arbeitseinsätzen in den fünfziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts, ist sie in wesentlichen Teilen instandgesetzt, aber es fehlen u.a. die großartige Turmspitze und das berühmte Glockenspiel mit den vielfältigen Klangmöglichkeiten. Nach erstem Bemühen um die Wiedererrichtung des Turmes in der Zeit als der erste Bundeskanzler des wiedervereinten Deutschland, Helmut Kohl ins gegenüberliegende Stadthaus einziehen sollte, kann sich jetzt zwei Jahrzehnte später endlich die Zuversicht verbreiten, Turm und Glockenspiel wieder zu gewinnen. Der Architekt Langeheinecke hat die Bauantragsunterlagen dazu hergestellt bzw. zusammengefügt. Der Antrag enthält 16 Geschosspläne, Schnitte und Ansichten, ein Gutachten zum Brandschutz, die grundsätzliche Klärung der statischen Verhältnisse, den obligatorischen Lageplan und nicht zuletzt die Zustimmungen der Nachbarn.
Der Bauantrag wird heute beim Bauamt Mitte eingereicht. Wir hoffen auf eine zügige Bearbeitung durch die Baubehörde und erwarten die Baugenehmigung im kommenden Frühjahr. Bis dahin mag es auch gelingen, nennenswerte Fördermittel für dieses großartige Projekt einzuwerben.
Es wird, gesicherte Baumittel vorausgesetzt, mit 2-3 Jahren Bauzeit gerechnet. Der Kostenrahmen liegt bei 2,5 Mio. Euro ohne, bei 3,0 Mio. Euro mit Glockenspiel.
Die Rekonstruktion des Turms ist eines der zentralen Anliegen von Hans Wall: „Mit dem Turmaufbau der Parochialkirche im Herzen Berlins entsteht das erste, weit sichtbare Zeichen für den Wiederaufbau des geschundenen Stadtzentrums. Die Errichtung des Turms ist mehr als nur die Rekonstruktion historischer Bausubstanz. So wie jeder symbolträchtige Bau für mehr als die ihm zugeschriebene Funktion steht, so ist der Turmbau mit dem einzigartigen Glockenspiel ein sichtbares Zeichen für ein erstarktes Verantwortungsgefühl der Berlinerinnen und Berliner für ihre Stadt. Baugeschichtlich ist der Turmbau ein weiterer Meilenstein für das Ende der Nachkriegsgeschichte im Zentrum Berlins. Die Entwicklung der geteilten Stadt nahm bewusst keine Rücksicht auf das historische Erbe, egal ob es für bürgerliches Selbstbewusstsein oder feudale Prachtentfaltung stand. Die wiedervereinigte Stadt ließ mit Stadtreparatur und kritischer Rekonstruktion als Entwicklungsthemen den Blick auf die fast 800jährige Stadtgeschichte wieder zu, so dass wir heute mit dem bauhistorischen Erbe unserer Stadt endlich anders umgehen können. Die Rekonstruktion des Turms setzt einen lange vermissten Edelstein zurück in die Stadtkrone. Es ist ein Zukunftsprojekt, das die in Berlin gepflegte Tradition im Umgang mit verschiedenen Konfessionen in das Bewusstsein der nachfolgenden Generationen hebt. In diesem Sinne gewinnt das zerstörte und entleerte Stadtzentrum nicht nur an Kontur, sondern legt den Blick frei für die historische Tiefe unserer Stadt.“
Berlin den 15.12.2011
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Bericht auf Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz